Die Levermann Strategie – ein faszinierendes Prinzip zur durchdachten Aktienauswahl – eine quantitative Investmentstrategie
Vor einiger Zeit stieß ich auf das Levermann-Prinzip, eine hochinteressante Methode zur Aktienbewertung, die von der ehemaligen Fondsmanagerin Susan Levermann entwickelt wurde.
Als ich tiefer in diese Methode eintauchte, wurde mir klar, dass es sich dabei um ein wirklich faszinierendes, datengetriebenes Bewertungssystem handelt, das mir und vielen anderen Anlegern helfen kann, Aktien systematisch und ohne emotionale Bindung auszuwählen.
Diese Strategie schien mir besonders geeignet für all jene, die eine klare Struktur für ihre Investments suchen und sich nicht ausschließlich auf ihr Bauchgefühl verlassen wollen.
Aber was genau steckt eigentlich hinter diesem „Levermann-Prinzip“? Lass mich das mal Schritt für Schritt erklären.
Der Kern des Levermann-Prinzips zur Aktienbewertung
Das Levermann-Prinzip basiert auf einem Punktesystem, das verschiedene Kennzahlen bewertet, um eine Aktie (siehe auch: Value Growth Aktienanalyse) nach objektiven Kriterien zu analysieren.
Dabei werden insgesamt 13 Kriterien herangezogen, die jeweils mit Punkten von -1 bis +1 bewertet werden. Am Ende erhält jede Aktie eine Gesamtpunktzahl, die darüber entscheidet, ob die Aktie gekauft, gehalten oder verkauft werden sollte.
Was mir sofort an diesem Ansatz gefiel, war die Klarheit: Jede Aktie wird auf Grundlage objektiver Kennzahlen und nicht aufgrund subjektiver Einschätzungen oder emotionaler Entscheidungen bewertet.
Die Methode zwingt den Anleger regelrecht dazu, rational zu handeln – etwas, das in der Börsenpsychologie oft als besonders herausfordernd gilt.
Die 13 Kriterien der Levermann-Strategie im Überblick
Lass uns die 13 Kriterien im Levermann-Prinzip, dieser quantitativen Investmentstrategie – näher ansehen:
- Eigenkapitalrendite – Gibt an, wie effizient ein Unternehmen mit dem eingesetzten Kapital arbeitet.
- EBIT-Marge – Misst die Rentabilität und zeigt, wie viel Gewinn das Unternehmen aus seinen Umsätzen erwirtschaftet.
- Eigenkapitalquote – Ein Maß für die finanzielle Stabilität des Unternehmens.
- Gewinnwachstum (3 Jahre) – Schaut auf die Entwicklung der Gewinne über die letzten drei Jahre.
- Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) – Bewertet das Verhältnis von Aktienkurs zu Unternehmensgewinn.
- Analystenmeinungen – Ein Blick darauf, wie Analysten die Aktie bewerten (positiv, neutral, negativ).
- Reaktion auf Quartalszahlen – Analysiert, wie der Markt auf die Veröffentlichung von Quartalszahlen reagiert.
- Gewinnrevisionen der Analysten – Zeigt, ob Analysten ihre Gewinnprognosen nach oben oder unten angepasst haben.
- Kursmomentum (6 Monate) – Misst die Entwicklung des Aktienkurses über die letzten sechs Monate.
- Kursmomentum (1 Jahr) – Misst die Entwicklung des Aktienkurses über das letzte Jahr.
- Relatives Stärke Momentum – Ein Vergleich der Kursentwicklung mit dem Markt insgesamt.
- Kurs zum Hoch (1 Jahr) – Zeigt an, wie weit die Aktie vom höchsten Kurs des letzten Jahres entfernt ist.
- Kurs zum Tief (1 Jahr) – Zeigt an, wie weit die Aktie vom niedrigsten Kurs des letzten Jahres entfernt ist.
Jedes dieser Kriterien wird dann je nach Wertung mit -1, 0 oder +1 Punkten versehen. Am Ende werden alle Punkte addiert.
Wie die Gesamtbewertung der Levermann Strategie funktioniert
Die Summe aller 13 Bewertungen ergibt dann die finale Punktzahl für die Aktie:
- Ab 4 Punkten: Die Aktie wird als Kauf empfohlen.
- Zwischen 1 und 3 Punkten: Die Aktie wird als Halteposition angesehen.
- 0 oder weniger Punkte: Die Aktie sollte verkauft werden.
Dieser systematische Ansatz hat für mich einen gewissen Reiz, weil er mit den emotionalen Fallstricken des Investierens aufräumt.
Indem man sich an die Kriterien und Bewertungen hält, bleibt die Entscheidung rational und nachvollziehbar, z.B. wenn es um “Buy the Dip” geht.
Die psychologische Komponente – rational investieren
Das Levermann-Prinzip zwingt uns, den emotionalen Faktor weitgehend auszuschalten. Durch die strikte Befolgung der Punktwertung bleiben Entscheidungen konsistent und basieren auf Daten statt auf Bauchgefühl.
In der Börsenpsychologie spricht man oft davon, dass der „innere Kritiker“ oder die „Emotionen“ einen Investor in falsche Richtungen lenken können – das Levermann-Prinzip hilft, diese „psychologischen Fehler“ zu umgehen.
Grenzen des Levermann-Prinzips zur systematischen Aktienbewertung
Natürlich ist das Levermann-Prinzip kein Allheilmittel. Es funktioniert zuverlässig in stabilen Märkten und bei Standardwerten, die liquide und analysierbar sind. Siehe auch: 200 Tage Linie.
Für kleinere Unternehmen, sehr volatile Märkte oder spezielle Nischenwerte kann das Prinzip jedoch an seine Grenzen stoßen.
Auch sollte man die Methode regelmäßig anwenden, um auf Veränderungen in den Zahlen und der Marktlage zu reagieren.
Mein persönliches Fazit zur Levermann Strategie …
Für mich ist das Levermann-Prinzip eine spannende Methode, die Struktur und Rationalität in den Anlageprozess bringt. Es ist ideal für alle, die klare Regeln bevorzugen und ihre Emotionen beim Investieren in den Griff bekommen möchten.
Als jemand, der oft über die Psychologie des Investierens nachdenkt, sehe ich darin ein wertvolles Werkzeug, das helfen kann, fundierte und disziplinierte Entscheidungen zu treffen.
In diesem Sinne …
Aufsteigende Kurse und klare Gedanken!
Andreas Herrmann
Dein Aktienmentor und Börsenpsychologe
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Wichtiger Hinweis: Dieser Beitrag spiegelt die Erfahrungen und Meinungen des Autors wider und erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit oder inhaltliche Richtigkeit. Die hier präsentierten Informationen dienen ausschließlich der allgemeinen Information und stellen keine spezifische Empfehlung dar. Beachte, dass ein Investment immer ein Risiko birgt und das eingesetzte Kapital vollständig verloren gehen kann.
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