Über das Thema VORSICHT bei hohen Dividenden habe ich erst in jüngster Vergangenheit hier im AKTIENPEDIA geplaudert. Mein heutiges Thema ist dazu eine wertvolle Ergänzung: Zinsen fressen Zinsen – wenn dein Depot scheinbar Rendite macht und trotzdem verliert …
Es klingt so schön, dass man fast applaudieren möchte: „7 % Rendite auf Staatsanleihen!“ – Das klingt nach Zins-Magie (siehe auch: Yield) , nach sicherem Einkommen und nach cleverem Cashflow.
Doch halt! Noch bevor du die Hände reibst, hat sich etwas Unsichtbares an deinem Ertrag vergriffen. Etwas, das an der Börse liebevoll – oder eher schmerzhaft – „Zinsen fressen Zinsen“ genannt wird.
Denn während du Zinsen kassierst, frisst dir im Hintergrund eine andere Kraft alles wieder weg – Wechselkurse, Inflation oder Gebühren. Willkommen im Zinsparadoxon!
Der schöne Schein der hohen Zinsen
Nehmen wir ein reales Beispiel: den L&G India INR Government Bond UCITS ETF. Er zahlt dir stattliche Zinsen aus – klingt erst mal wie ein Festessen für Einkommensanleger.
Doch während du die Dividenden genießt, sackt der Kurs nach unten. Der Chart? Ein sanfter Abstieg ins Tal der Ernüchterung.
Warum? Ganz einfach: Die Zinsen werden in indischer Rupie verdient, aber dein Depot rechnet in Euro. Wenn die Rupie fällt (was sie gerne mal tut), dann schmelzen deine Renditen dahin wie Eis in der Mittagssonne. Du bekommst also 7 % Zinsen – und verlierst 8 % durch Währungsverfall.
Ergebnis: eine Rendite von –1 %. Somit hat der vermeintlich “hohe Zins” sich selbst gefressen.
Der doppelte Renditekiller
Das Perfide an diesem Effekt ist, dass du ihn nicht siehst, solange du nur auf die Ausschüttung schaust. Denn dein Depot zeigt dir brav: „Du hast Zinsen bekommen.“ Aber der Kurs sinkt. Und noch fieser: Auf die Zinsen zahlst du Steuern – selbst wenn dein Gesamtergebnis negativ ist.
So entsteht das, was man in der Finanzpsychologie das Zinsillusion-Syndrom nennen könnte:
Menschen fühlen sich reicher, obwohl sie real ärmer werden.
Das Zinsillusion-Syndrom nüchtern betrachtet
- Währungsrisiko:
Investierst du außerhalb des Euroraums, schwankt dein Ertrag mit dem Wechselkurs.
Besonders bei Schwellenländern wie Indien oder Brasilien kann das stark ins Gewicht fallen. - Inflation und Zinsumfeld:
Steigende Zinsen machen alte Anleihen unattraktiv – ihr Kurs fällt, auch wenn die Kupons weiter gezahlt werden. - Fondsgebühren und Quellensteuer:
Bei 0,5 % TER und 10–15 % Quellensteuer verpufft zusätzlich ein Teil der Ausschüttung.
Kurz gesagt: Der Zins arbeitet – aber oft nicht für dich, sondern gegen dich.
Eine verhaltens- und börsenpsychologische Betrachtung
Wir Menschen lieben regelmäßige Zahlungen. Dividenden, Zinsen, Mieteinnahmen – alles fühlt sich wie ein Beweis von Erfolg an. Doch diese emotionale Belohnung ist ein kleiner Dopamin-Trick. Sie täuscht Sicherheit vor, wo in Wahrheit Kapitalverzehr lauert.
Oder wie man es mit einem Augenzwinkern sagen kann:
„Konsum macht kurz glücklich.
Zinsen manchmal auch.
Aber echtes Vermögen wächst nur im Schlaf – nicht im Rausch.“
Eine AKTIENPEDIA -Checkliste gegen den Zinsfraß
Bevor du (Analyst) beim nächsten Hochzins-ETF zuschlägst, prüf kurz diese fünf Punkte:
- Währungsabsicherung:
Achte auf „Hedged“-Varianten, die dich vor Wechselkursschwankungen schützen.
(Ja, sie kosten etwas mehr – aber weniger als ein Währungsverlust.) - Gesamtrendite statt Ausschüttung:
Zinsen + Kursentwicklung = Wahrheit.
Nur auf beides zusammen kommt es an. - Zielregion prüfen:
Politische Stabilität und Währungsstärke sind oft wichtiger als hohe Zinsen. - Kostenquote (TER):
Eine TER über 0,6 % kann auf Dauer an der Rendite nagen – wie Termiten am Dachbalken. - Diversifikation:
Setze lieber auf 2–3 solide Renten-ETFs mit unterschiedlichen Regionen,
statt auf einen exotischen Hochzinszauber.
Wenn der Zins zum Kannibalen wird
„Zinsen fressen Zinsen“ – das klingt nach Wortwitz, ist aber knallharte Realität. Vor allem in Phasen hoher Inflation oder volatiler Währungen. Denn hohe Ausschüttungen bringen dir wenig, wenn dein Kapital unter deinen Füßen schmilzt.
Oder um es bildlich zu sagen:
„Ein Zins, der sich selbst auffrisst, ist wie ein Buffet, bei dem du satt wirst – aber die Rechnung doppelt zahlst.“
In diesem Sinne! Mit bullischen und bärischen Grüßen
Dein Käpt’n Cashflow & das InsideForce-Team von Aktienpedia.de
– für mehr Klarheit, Cashflow und Charakter an der Börse.
.
Haftungsausschluss: Dieser Beitrag dient ausschließlich zu Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Alle Angaben erfolgen ohne Gewähr auf Vollständigkeit, Richtigkeit oder Aktualität. Investitionen in Kapitalmärkte sind mit Risiken verbunden – bis hin zum Totalverlust.


