Bilanzierter Gewinn, Bereinigter Gewinn und Operativer Cashflow – Was dir diese Finanzkennzahlen über ein Unternehmen verraten
Als Anleger ist es entscheidend, die finanziellen Kennzahlen (Finanzkennzahlen) eines Unternehmens zu verstehen. Sie helfen dir dabei, die wirtschaftliche Lage eines Unternehmens zu bewerten und bessere Investmententscheidungen zu treffen.
In diesem Beitrag erkläre ich dir, was die “Börsenbegriffe” bilanzierter Gewinn, bereinigter Gewinn und operativer Cashflow bedeuten und wie du sie interpretieren kannst.
1. Finanzkennzahl: Bilanzierter Gewinn
Definition: Der bilanzierte Gewinn (auch Nettoergebnis genannt) ist der Gewinn, der am Ende eines Geschäftsjahres in der Bilanz ausgewiesen wird. Er ist das Ergebnis aller Einnahmen abzüglich aller Ausgaben, einschließlich einmaliger Kosten wie Abschreibungen oder Steuern.
Worauf solltest du achten?
- Echtes Ergebnis: Der bilanzierte Gewinn zeigt, was “auf dem Papier” übrig bleibt, nachdem alle Kosten berücksichtigt wurden.
- Vorsicht bei Einmaleffekten: Manche Zahlen können durch einmalige Ereignisse (z. B. Verkauf von Vermögenswerten oder hohe Sonderausgaben) verzerrt sein. Das ist ein Grund, warum der bereinigte Gewinn wichtig ist.
Für dich als Aktionär:
Der bilanzierte Gewinn ist eine wichtige Finanzkennzahl, da er zeigt, ob das Unternehmen profitabel ist. Er fließt oft in die Berechnung der Dividenden ein, die du als Aktionär erhältst.
2. Kennzahl: Bereinigter Gewinn
Definition: Der bereinigte Gewinn ist eine angepasste Version des bilanzierten Gewinns. Hier werden Einmaleffekte wie der Verkauf von Immobilien oder Restrukturierungskosten herausgerechnet, um die “normale” Ertragskraft des Unternehmens besser darzustellen.
Worauf solltest du achten?
- Realistische Einschätzung: Der bereinigte Gewinn gibt dir einen klareren Einblick in das Kerngeschäft des Unternehmens, ohne von einmaligen Ereignissen abgelenkt zu werden.
- Vergleichbarkeit: Er ermöglicht dir, Unternehmen besser miteinander zu vergleichen, da er die operativen Ergebnisse isoliert darstellt.
Für dich als Aktionär:
Ein höherer bereinigter Gewinn als der bilanzierte Gewinn kann ein positives Zeichen sein, wenn das Unternehmen operative Stärke zeigt, aber einmalige Belastungen den bilanzierten Gewinn drücken. Du solltest prüfen, ob das Unternehmen regelmäßig solche Anpassungen vornimmt – das könnte ein Warnsignal sein.
3. Operativer Cashflow
Definition: Der operative Cashflow ist eine weitere der aussagekräftigen Finanzkennzahlen, sie zeigt, wie viel Geld ein Unternehmen durch sein Kerngeschäft tatsächlich generiert. Er ist unabhängig von buchhalterischen Tricks oder einmaligen Ereignissen und spiegelt die Liquidität wider.
Worauf solltest du achten?
- Liquidität ist König: Ein starker operativer Cashflow zeigt, dass das Unternehmen genug Geld aus seinen normalen Geschäftsaktivitäten erwirtschaftet, um Investitionen, Dividenden oder Schulden zu decken.
- Vergleich zu Gewinnkennzahlen: Wenn der operative Cashflow deutlich höher oder niedriger als der Gewinn ist, solltest du herausfinden, warum. Hohe Abschreibungen oder Änderungen im Working Capital können Gründe sein.
Für dich als Aktionär:
Der operative Cashflow ist oft ein verlässlicherer Indikator als der Gewinn, da er weniger manipulierbar ist. Unternehmen mit einem hohen operativen Cashflow haben oft eine stabilere finanzielle Grundlage und können Dividenden nachhaltig auszahlen.
Was sagen diese drei Finanzkennzahlen in Kombination aus?
- Bilanzierter Gewinn (0,55): Das Unternehmen ist profitabel, allerdings wurden Einmaleffekte berücksichtigt.
- Bereinigter Gewinn (0,96): Die Ertragskraft des Kerngeschäfts ist stärker, als der bilanzierte Gewinn vermuten lässt.
- Operativer Cashflow (0,82): Das Unternehmen generiert genügend Liquidität aus dem Tagesgeschäft, was ein gesundes Zeichen ist.
Die Kombination dieser Zahlen (siehe auch: Fundamentaldaten) deutet darauf hin, dass das Unternehmen solide wirtschaftet und in der Lage ist, sowohl Investitionen als auch Dividenden zu stemmen.
Worauf solltest du als Anleger bei diesen Kennzahlen achten?
- Nachhaltigkeit der Gewinne:
Vergleiche den bereinigten Gewinn mit dem bilanzierten Gewinn. Wenn der Unterschied regelmäßig groß ist, könnte das ein Warnsignal sein. - Starke Liquidität:
Der operative Cashflow sollte mindestens stabil sein und bestenfalls steigen. Dies zeigt, dass das Unternehmen fähig ist, seine täglichen Verpflichtungen zu erfüllen. - Langfristige Trends beobachten:
Schau dir die Entwicklung dieser Zahlen über mehrere Jahre an. Ein kurzfristiger Anstieg oder Einbruch sagt oft wenig aus. - Dividendenfähigkeit prüfen:
Unternehmen mit einem hohen operativen Cashflow und bereinigten Gewinn zahlen oft nachhaltige Dividenden – ein Pluspunkt für Dividendeninvestoren.
Deine Finanzkennzahlen -Checkliste als Aktionär
- Bilanzierter Gewinn: Zeigt die Profitabilität des Unternehmens inkl. aller Sondereffekte.
- Bereinigter Gewinn: Gibt dir einen klaren Blick auf die operative Stärke.
- Operativer Cashflow: Spiegelt die Liquidität und Fähigkeit des Unternehmens wider, langfristig erfolgreich zu wirtschaften.
Nutze diese drei Kennzahlen in Kombination, um dir ein umfassendes Bild über die finanzielle Gesundheit eines Unternehmens zu machen. Wie immer gilt: Hinterfrage die Zahlen, schaue tiefer und entscheide rational – nicht emotional.
Auf steigende Kurse und klare Gedanken!
Andreas Herrmann
Dein Aktienmentor und Börsenpsychologe
Börsen-Essentials: Aufwärtstrend | EBITDA | Aktien für Daytrader
Wichtiger Hinweis:
Dieser Beitrag spiegelt die persönliche Meinung des Autors wider und dient ausschließlich der allgemeinen Information. Er stellt keine Anlageberatung oder Empfehlung dar. Investitionen in Wertpapiere sind mit Risiken verbunden und können zum Verlust des gesamten investierten Kapitals führen.
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